Die biografische KAIROS-Methode© (4/7)
Timing ist alles: Die Lebensphase als unterschätzter Faktor guter Entscheidungen

Es gibt Entscheidungen, die sind glasklar richtig. Zumindest auf dem Papier.
Und trotzdem scheitern sie. Nicht, weil die Idee schlecht wäre, sondern weil der Zeitpunkt falsch gewählt war.

Die beste Tomatenpflanze wächst eben nicht im Februar.

Wir reden oft über Werte, Kompetenzen und Ziele, wenn es um kluge Entscheidungen geht. Seltener fragen wir uns:

Passt diese Entscheidung in mein Leben und zwar genau jetzt?

„Lebensphase“ klingt schnell nach Schicksalsdeutung oder gar nach Astrologie. Tatsächlich ist es viel profaner: Es geht darum, welche Bedürfnisse in deinem Alltag gerade dominant sind.

Wenn es um eine Neuorientierung geht – im Kairos-Coaching – schauen wir deshalb auch gemeinsam auf eine Liste von Lebensphasen und den typischen Themen, die damit verbunden sind. Nicht, um Menschen in Schubladen zu stecken, sondern als Spiegel. Es hilft, eigene Muster zu erkennen und das Timing bewusster einzuschätzen.

Welche Bedürfnisse stehen in meinem jetzigen Alltag im Vordergrund?

  • Brauche ich gerade vor allem Sicherheit?
  • Habe ich Energie für einen Sprung nach vorne?
  • Ist meine Aufmerksamkeit durch äußere Verpflichtungen gebunden?


Lebensphasen liefern dafür eine Landkarte. Sie erklären nicht, was du willst, doch sie zeigen, ob eine Entscheidung überhaupt Boden hat, um zu wachsen.

Ein Blick in die Praxis

Nehmen wir den Karriereanfang:
Hier prallen oft große Erwartungen und erste Ernüchterungen aufeinander. Wer frisch startet, rechnet selten damit, dass Unsicherheit und Misserfolge dazugehören und doch sind sie genau in dieser Phase fast unvermeidbar. Eine Entscheidung wie „Ich bewerbe mich sofort auf eine Leitungsfunktion“ kann im Licht solcher Erfahrungen zu früh sein. Timing bedeutet hier auch, sich Raum zu geben, erste Rückschläge zu verdauen, Kompetenzen aufzubauen und nicht vorschnell den nächsten großen Schritt zu fordern.

In der mittleren Karriere zeigt sich ein anderes Muster:
Manche stellen sich nach Jahren im Beruf die Frage: „Will ich hier wirklich noch 20 Jahre weitermachen?“ Das Plateau ist erreicht fachlich läuft vieles routiniert, aber die Sinnfrage klopft an. In dieser Phase kann eine Neuorientierung, eine zusätzliche Verantwortung oder auch der Schritt in ein anderes Feld befreiend wirken. Aber eben nur, wenn das Timing stimmt: Wer inmitten familiärer Verpflichtungen oder mit hoher Belastung im Job reflexartig alles umwirft, riskiert mehr Chaos als Klarheit.

Beide Beispiele zeigen: Es geht nicht darum, Entscheidungen grundsätzlich in Frage zu stellen. Es geht darum, den passenden Moment zu finden.

Die Bedeutung von Timing ist auch in der Psychologie gut belegt.

Der Entwicklungspsychologe Erik H. Erikson beschreibt in seinen Stufenmodellen, dass Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen mit spezifischen Entwicklungsaufgaben konfrontiert sind etwa Identitätssuche, Intimität, Generativität. Werden diese Aufgaben ignoriert oder übersprungen, entstehen Spannungen, die spätere Entscheidungen erschweren. Mit anderen Worten: Es gibt Momente, in denen eine Entscheidung stimmig ist und andere, in denen sie an der Lebensrealität vorbeigeht.

Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman zeigt in „Thinking, Fast and Slow“, dass Fehlentscheidungen oft nicht auf mangelnde Informationen zurückzuführen sind, sondern auf falsches Timing: Ungeduld, Aufschub oder die Illusion, alles gleichzeitig anpacken zu müssen. Entscheidungen scheitern weniger an fehlendem Wissen, sondern daran, dass sie im falschen Moment getroffen werden.

Diese Forschung bestätigt, was wir in der Praxis erleben: Timing ist keine Nebensache, sondern der unsichtbare Rahmen, der über Erfolg oder Scheitern entscheidet.

Entscheidungen brauchen Reifezeiten

Kairos erinnert uns daran, dass nicht nur der Inhalt einer Entscheidung zählt, sondern auch ihr Zeitpunkt. Eine Idee kann genial sein und trotzdem zu früh. Oder sie ist längst überfällig, und genau deshalb wird sie plötzlich zur Befreiung.

Lebensphasen und psychologische Forschung zeigen: Gute Entscheidungen brauchen Reifezeiten. Wer Timing ernst nimmt, trifft Entscheidungen nicht gegen, sondern im Einklang mit seiner Lebensrealität.

Doch selbst der richtige Moment allein reicht nicht. Entscheidungen entstehen nie im Vakuum, sie sind immer eingebettet in Erwartungen, Strukturen und unausgesprochene Regeln. Das Umfeld entscheidet mit, ob eine Idee trägt oder scheitert. 

Im nächsten Artikel der Kairos-Serie beschreibe ich: Wie du die Kraft deines Umfeldes erkennst und welche Stopp-Schilder du ernst nehmen solltest.

Kairos macht den Unterschied zwischen einer schnellen Entscheidung und einer Wahl, die Sinn, Timing und Identität verbindet.

Genau das bekommst du in meinem Format „Neuorientierung intensiv“:


✔ Dein persönliches Workbook zur Vor-und Nachbereitung


✔ Zwei Sessions à 3 Stunden für Tiefenarbeit und Klarheit 


✔ Eine Stunde Umsetzungsstrategie, damit aus Erkenntnissen Handeln wird


✔ Ein Follow-up für Reflexion, Anpassung und Sicherheit auf deinem Weg

Wenn du nicht nur den nächsten Job suchst, sondern eine Entscheidung, die zu dir passt und trägt, dann vereinbare ein Erstgespräch.

Für alle, die dranbleiben wollen.
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